1. Aufgrund der zunehmenden Versandung der Alb setzt die Stadt Karlsruhe in regelmäßigen Abständen gemeinsam mit dem Regierungspräsidium hinsichtlich einer allgemeinen Verbesserung der regionalen Flusswasserqualität gezielte Sandausbaggerungsmaßnahmen zum Ziel der Renaturierung und Wiederherstellung von ausreichend Fischlaichplätzen um.

 

2. Sandeintragungen in die Alb sind an den entsprechenden Stellen im Stadtgebiet Karlsruhe zu überprüfen und zu vermeiden.

 

 

Sachverhalt / Begründung:

Als Nebenfluss des Rheins spielt die Alb eine bedeutende Rolle in der Flusslandschaft Baden-Württembergs und Europas. Sie „[…] gehört zu den fischökologisch bedeutendsten Gewässern im Bearbeitungsgebiet Oberrhein und ist im Wasserkörper 34-06-OR5 durch hohen Migrationsbedarf (Lachs) der Fische geprägt. Die Alb ist zudem als Programmgewässer zur Wiederansiedelung von Wanderfischen in Baden-Württemberg ausgewiesen“ (Regierungspräsidium Karlsruhe, Umsetzung der EG-Wasserrahmenrichtlinie (Begleitdokumentation) ,https://rp.baden-wuerttemberg.de/fileadmin/RP-Internet/Themenportal/Wasser_und_Boden/Wasserrahmenrichtlinie/TBG_34_-_Murg___Alb/_DocumentLibraries/Documents/BWZ_3/TBG34_Begleitdokumentation.pdf, S. 46). Gemäß der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) sollte eigentlich schon bis zum Jahr 2015 eine allgemeine Verbesserung des gewässerökologischen Zustands erreicht werden. Hinsichtlich der Alb stellt insbesondere die zunehmende Versandung durch Abtretungen, Witterungen etc. ein großes Problem für den Fluss als wichtigen Lebensraum dar. Da die meisten Fischarten in der Alb Kieslaicher sind (Äsche, Bachforelle, Bachneunauge, Barbe, Döbel, Lachs, Mühlkoppe etc.), d.h. ihre befruchteten Eier in oder auf den von Wasser durchströmten lockeren Kies legen und auf fließende Abschnitte mit schneller Selbstentschlammung angewiesen sind, ist eine Entsandung wichtiger Abschnitte der Alb im Stadtkreis Karlsruhe dringend geboten. Im Kieslückensystem können sich die Eier nur mithilfe einer beständigen sauerstoffreichen Frischwasserversorgung entwickeln. Durch die zunehmende Sedimentablagerung füllen sich die Zwischenräume in den Kiesbetten, weshalb die Eier sich nicht entwickeln können, sondern ersticken. Die heimische Artenvielfalt im Fluss geht daher verloren. Aufgrund der Verstopfung der Kieslücken laicht z.B. die Äsche in einigen Flussabschnitten des Stadtgebiets bereits seit einigen Jahren nicht mehr, wie bei genauer Beobachtung erkennbar ist. Ebenso ist die Mitarbeit des Karlsruher Anglervereins am Projekt „Lachs 2020“ der Internationalen Kommission zum Schutz des Rheins (IKSR) zur Aufzucht und Wiederansiedelung des Laches in der Alb daher nicht mehr möglich. Die Lachszucht in heruntergekühlten Brutstuben unter stark ansteigenden Strompreisen ist sowohl in energiepolitischer Hinsicht als auch im Hinblick auf eine angemessene Berücksichtigung des regionalen Natur- und Artenschutzes dauerhaft nicht mehr trag- und vermittelbar.
Es benötigt daher große Sandentnahmen, um wichtige Laichareale für die Fischfauna wiederherzustellen und zu einer Stabilisierung der Populationen beizutragen. In diese Areale könnten dann auch Lachseier in sogenannten Brutboxen eingebracht und somit die Wiederansiedelung des Wanderfisches unterstützt werden. Sowohl das Verbesserungsgebot als auch das Verschlechterungsverbot der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie in Bezug auf unsere Gewässerstruktur müssen mit hoher Priorität verfolgt werden, um einen nach hydrologisch festgelegten Kriterien gesunden Zustand unserer Karlsruher Flüsse für Menschen, Tiere und Pflanzen zu erreichen.
Durch eine Entschlammung und darauffolgende Errichtung von Kiesbänken können Strömung, Sohlform und Substrat so verändert werden, dass wieder mehr Laichplätze für heimische Fischarten im Flussbett zur Verfügung stehen und eine verbesserte Durchgängigkeit für Wanderfische geschaffen wird.
Daher sollte die Stadt Karlsruhe gemeinsam mit dem Regierungspräsidium (als zuständige Flussgebietsbehörde) in regelmäßigen Abständen gezielte Sandausbaggerungen einsetzen sowie entsprechende Stellen der Sandeintragungen im Stadtgebiet überprüfen und vermeiden, damit anschließende Renaturierungsmaßnahmen durch die Errichtung von stärker durchströmten Kiesbänken (mithilfe von Leitbuhnen aus Totholz, Ästen oder Flussbausteinen) eingeleitet werden können.

 

 

Unterzeichnet von:

Tom Høyem, Annette Böringer, Thomas H. Hock, Karl-Heinz Jooß

 

 

Versandung der Alb – Maßnahmen zur Verbesserung ihres gewässerökologischen Zustands im Stadtkreis Karlsruhe